Werbung und Kunde: Ist die Trennung endgültig?

So ändern sich die Zeiten. Nicht. Neulich stieß ich auf den gelungenen, wenn auch fast prähistorischen Clip „The Break Up“ von 2007.

„Wir sprechen nicht mehr miteinander“, sagt die Kundin zum Werber und leitet so das Trennungsgespräch im Restaurant ein.

Die anschließende Anklage und Gegenrede zeigt die Falle, in der sich Werbung befindet – auch noch im Jahr 2014: Es geht um TV-Spots, große Plakate, Banner, Coupons, Gewinnspiele und vor allem um Lautstärke – selten um Dialog, selten darum, den Kunden am richtigen Ort mit relevanten Inhalten anzusprechen.

Der „Break-Up“-Spot selbst warb damals für Microsofts digitale Werbeplattformen msn, Xbox und Windows live (aktuell gehören auch Bing, Skype und Windows 8 dazu.) Das Versprechen: Liebe Unternehmen, wir machen es besser.

Unter Banner-Beschuss

Von wegen. Auch 2014 ist digitale Werbung vor allem eines: nervig. Banner beispielsweise platzen immer lauter und animierter zur Tür herein. Das Wegklick-Kreuz wird immer kleiner. Wer glaubt, damit überzeugen zu können? Genervte Nutzer verlassen sich lieber auf ihren Werbe-Blocker.
Dabei kann Werbung durchaus sympathisch sein, unterhalten und informieren. Zuletzt diskutierte Mirko Lange das Phänomen in seinem lesenswerten Artikel Die unglaubliche Dummheit der Werbeindustrie.

Leseprobe:

Irgendwie ist das genau so mit dieser „Werbeanzeige“. Und dem immer gleichen Pop-Up, das bei jeder Seite erneut aufpoppt. Und das Retargeting, das mir sogar bis auf die Toilette folgen würde. Die Seite von Spiegel Online wird immer mehr zu einem Werbeangebot mit redaktionellen Einblendungen. Das ist laut, das schreit mich an. […] Die Werbeindustrie verhält sich wie ein besoffener Rüpel, der Frauen anquatscht und einfach deren Desinteresse ignoriert – vor allem online.

Offline-Ad-Blocker

Offline-Ad-Blocker: In der physischen Welt schickt der Ad-Blocker (aka Hand) unerwünschte Werbung in den Mülleimer. Online poppen die Banner aber immer wieder auf –Retargeting sei Dank.

Zurück zum „Break-Up“-Spot: Die zugehörige Kampagne auf www.BringtheLoveBack.com ist längst abgeschaltet. Aber die Botschaft ist aktueller denn je: Weniger Rüpel, mehr Relevanz. Erster Schritt, liebe Werber: Akzeptiert meine Ablehnung per Klick, verfolgt mich nicht oder zumindest etwas weniger. Zweiter Schritt: Überrascht mich mal wieder mit gutem Content.

Zugegeben: Als PR-Agentur mit B2B-Schwerpunkt haben wir gut reden, wir erstellen und verbreiten Fachinhalte für spitze Zielgruppen. Wir müssen weder Autos noch Schuhe verkaufen. Aber falls uns jemals eine kleine Fee in eine Werbeagentur verzaubert, würden wir es mit Content Marketing und Native Advertising versuchen.