Von Instagram ein Bild gemacht

Eine geeignete Plattform für Unternehmen?

In den letzten zwei Jahren habe ich mir 122 Follower erarbeitet. 122 Instagram User, die ich hin und wieder an die Hand nehme, wenn ich mit dem Hund spazieren gehe, am Pool auf Mallorca entspanne oder im Café sitze. Mein erster Post erhielt drei Likes. Vermutlich von meiner besten Freundin, meinem Freund und aus reiner Verzweiflung von mir selbst. Inzwischen bekomme ich für ein gutes Bild, das ich mit ein paar witzigen Hashtags versehe, annähernd 20 Likes. Schon gar nicht schlecht. Aber da muss doch mehr zu holen sein. Auch ich verdiene etwas mehr Anerkennung für meinen sorgfältig drapierten Latte Macchiato.

Und tatsächlich geht es auch anders. Mit 1,2 Millionen Followern gehört der Instagram-Auftritt der Drogeriemarktkette dm zu den beliebtesten Unternehmens-Accounts in Deutschland.

Das Bilderbuch von dm

Das Profil gleicht einem Bilderbuch: Auf den ersten Blick lassen sich farblich aufeinander abgestimmte Bilder von sorgfältig zurechtgelegten Kosmetikprodukten erkennen. Kleine Accessoires – wie Herzen, Sterne oder hin und wieder eine spritzige Frucht – runden das ästhetische Gesamtbild ab. Die Bildqualität lässt eine professionelle Kamera als Urheber vermuten. Nach willkürlicher Handy-Knipserei mit anschließender Filterauswahl sieht es definitiv nicht aus. Reicht also ein professioneller Produktfotograf aus, um an der 1-Millionen-Nutzer-Marke zu kratzen?

Klar ist: Um Kreativität kommt man bei Instagram nicht herum. Auf einer reinen Bild- und Video-Plattform erwarten die Nutzer qualitative und inspirierende Posts. Das ist essentiell, um im Dschungel der täglich 95 Millionen veröffentlichten Beiträge herauszustechen. dm macht es vor – sich wiederholende Filter und Farben ergeben im Profil ein stimmiges Gesamtbild und fördern den Wiedererkennungswert.

Der richtige #Hashtag

Jeder dm-Beitrag ist mit zum Produkt passenden und teils humorvollen Hashtags (#) versehen. In der Regel zwischen drei und zwölf Stück. #matcha, #tee, #neubeidm, #hochdieHändeWochenende heißt es in einem Post zum neuen Bio-Matcha-Tee.

Tatsächlich haben die mit dem Rautezeichen verknüpften Schlagworte – einst von Twitter initiiert – eine wichtige Funktion. User, die sich für Themen rund um diesen Hashtag interessieren, finden durch Anklicken oder Eingeben des jeweiligen Schlagwortes in die Suchleiste alle damit versehenen Beiträge.

Die wichtigsten Hashtags, die das Produkt oder Unternehmen am besten repräsentieren, sollten regelmäßig gesetzt werden. Humorvolle Hashtags mit witzigen Phrasen oder Sprichwörtern sind für die Auffindbarkeit zwar selten effektiv, kommen aber bei der überwiegend jungen Nutzergruppe gut an. Instagram erlaubt bis zu 30 Hashtags pro Post. Zu empfehlen sind zwischen fünf und zehn, um nicht verzweifelt zu wirken.

Bestehende Follower bei Laune halten

Der Matcha-Latte-Post von dm wurde bisher 242-mal kommentiert. Darunter viele Fragen von Usern, die fleißig von dm beantwortet werden. Je mehr die User liken, kommentieren und Freunde verlinken, desto mehr Aufmerksamkeit zieht der Beitrag auf sich, was wiederum die Relevanz des Beitrages steigert. Diesen Effekt gilt es voranzubringen: Traffic führt zu mehr Relevanz. Je höher die Relevanz des Beitrags, desto früher taucht der Beitrag im Feed der User auf, was letztendlich wieder zu mehr Interaktion führt. Und die Erfolgsspirale nimmt Fahrt auf.

Mit Call-to-Action-Maßnahmen – Gewinnspielen, Produkttests, Tutorials – die dm einsetzt, binden sie die User, zumindest für eine Zeit, an ihr Profil. Es herrscht also rege Interaktion zwischen Post-Urheber und den Nutzern. Das bringt neben Traffic auch wertvolle Sympathiepunkte.

Um mehr Follower zu generieren und die bereits bestehenden Follower bei Laune zu halten, sollten diese regelmäßig mit Beiträgen gefüttert werden. Die Faustregel: mindestens zweimal pro Woche bis maximal zweimal täglich. Ungehemmtes Drauflos-Posten, in der Hoffnung, damit ein oder zwei Follower mehr zu generieren, wird auch gern mit dem Nicht-Mehr-Folgen-Button bestraft.

Geschichten erzählen, Erlebnisse schaffen

„Matcha-Latte & Wochenende = ♥“, lautet die Bildunterschrift des dm-Posts. Das Produkt wird mit einem Erlebnis und einem Gefühl in Verbindung gebracht. In einen Tagtraum gleitend, versetzt sich der User in einen typischen verregneten Samstagnachmittag: Nach einer arbeitsreichen Woche sitzt er in seine kuschelige Decke eingerollt auf der Couch, sanfte Klänge des Lieblings-Singer-Songwriters tönen aus der Bluetooth-Box und dann: Ein heißer Matcha-Latte, um das Traumszenario abzurunden. Auf geht´s zu dm!

Damit hat dm das eigentliche Erfolgsrezept von Instagram entdeckt und optimal für sich umgesetzt. Visual Storytelling und Branded Storytelling! Genau darin liegt das Potenzial für Unternehmen – mit Fotos und Videos kreative Geschichten aus dem Leben erzählen, in denen sich die User wiederfinden. Auf diese Weise kann ein Unternehmen hervorragend Markenbekanntheit fördern, Markenimage pflegen und Produktkommunikation betreiben. Bedeutende Worte im Marketing. Einfach gesagt geht es darum, ein Bewusstsein bei den Usern zu schaffen. Aber Achtung! Auch eine ausgefuchste Instagram-Strategie führt kurzfristig (noch) nicht zum Kauf eines Produktes (von kürzlich eingeführten Shop-Now-Links in Anzeigen abgesehen). Langfristig allerdings schon. Denn durch die Image-Pflege und die virale Verbreitung des Produktbewusstseins und der Marke, werden die Vertriebsziele des Unternehmens indirekt unterstützt.

Summe aller User passt zweimal in die USA

Instagram eignet sich für alle Unternehmen, ganz besonders im B2C-Bereich. Logisch, denn die Konsumenten sind gleichzeitig die Nutzer der App. Und es gibt einige davon: mehr als 700 Millionen weltweit*. Das entspricht in etwa der Bevölkerung der USA – zweimal. Allein in Deutschland ist mit 15 Millionen Nutzern* das Potenzial für Unternehmen enorm. 2016 wurde Instagram auf Platz vier der beliebtesten Social-Media-Kanäle Deutschlands gewählt. Die App hat sich im letzten Jahr rasend schnell entwickelt. Unternehmen können sich freuen, denn Instagram will den Fokus künftig auf die Weiterentwicklung von E-Commerce legen. *Stand August 2017

Ich bin dem guten Beispiel von dm gefolgt und habe einige Maßnahmen, die für mich umsetzbar waren, ausprobiert. Und siehe da: Meine Follower-Anzahl hat sich inzwischen auf 200 erhöht ;-).